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Was Urlaub kann und was nicht!

Urlaubseinsichten auf Korsika

Die simple Wunschliste für den Urlaub wird meist bereits schon ein halbes Jahr vorher gepackt. Freiheit & Terminlosigkeit, Abenteuer & Sportevents, Erholung & Endlos-Schlaf, Zweisamkeit & Familienidylle, heißer Sex & wilde Partys, einsame Strände & urige Gegenden. Neues erfahren, gepaart mit dem gewohntem Komfort, wolkenloser Himmel und fotowürdige Landschaften.

 

All das und noch ein paar Kleinigkeiten mehr... wünschen wir uns für unseren wohlverdienten Urlaub! Und wenn wir ganz ehrlich sind, handelt es sich hier weniger um Wünsche, sondern um eine tiefe und dringliche Sehnsucht nach Erfüllung, weil wir "eh schon a bisserl sehr" am Limit kratzen. Und wenn wir noch "a Stückerl" ehrlicher sind... vielleicht so ehrlich, dass es auch "a bissl" wehtut, dann müssen wir uns eingestehen, dass wir schlicht und einfach nur erwarten, dass wir diese Wunschliste - wie einen Lieferschein - abhaken können. Weil wir "gönnen uns ja sonst nix. Und wenn das nicht klappt, dann wird´s eng und wir sind reif für... ja wofür???

 

Warum ist das so?

In einer Zeit, die leistungsorientiert ist, in der Multitasking und Perfektion absolut positiv besetzt sind und Überinformation und Überflutung durch soziale Medien die Norm darstellen, wollen auch wir allen Anforderungen gerecht werden - Arbeit, Familie, Freunde, gesellschaftliche Verpflichtungen, Haushalt, soziale Medien, Outfit & Lifestyle, etc. Unser vegetatives Nervensystem ist in einem chronisch übererregten Zustand, ohne dass wir das bewusst wahrnehmen. Erstens weil wir es gar nicht anders kennen, zweitens, weil viele um uns herum ebenfalls in demselben Hamsterrad gefangen sind.

 

Das Sympathikus-System, dass uns in Angst- und Stresssituationen hilfreich zur Seite steht, in dem es in Notsituationen Höchstleistungen möglich macht, ist dauerhaft überlastet. Das führt dazu, dass auch unser Hormonsystem laufend Stresshormone ausschüttet --> Adrenalin, Noradrenalin, Cortisol. Wir merken, dass wir erschöpft sind, glauben aber, dass muss so sein und rennen weiter... wir halten unglaublich lange durch und stecken alle Hoffnung in den Urlaub! Da können wir dann... all das nachholen, wonach wir uns schon sooo lange sehnen!

 

Der Crash ist vorprogrammiert, weil...

  • der Parasympathikus, unser Ehrholungssystem, gar nicht mehr weiß, wie das mit der Erholung funktioniert.
  • all die Stresshormone erst einmal abgebaut werden müssen.
  • der Körper, sich holt was er braucht, wenn die Anspannung nachlässt - Müdigkeit, Erschöpfung, grippale Infekte, Fieberblasen, etc. sind die Folge.
  • wir uns für den Urlaub zuviel vorgenommen haben - Sightseeing, viel Lesen, lange schlafen, mit den Kindern spielen, braun werden, ein aufregendes Sexleben nachholen, die sportliche Seite wieder aktivieren, etc.
  • sich auch unsere Kinder im Urlaub das holen, was sie während des Jahres zu wenig bekommen haben.
  • unsere PartnerInnen, genau wie wir, zu große Erwartungen in den gemeinsamen Urlaub gepackt haben, wer kann diesen schon gerecht werden?
  • auch im Urlaub, nicht alles perfekt laufen kann - Flugverspätungen, Jetlegs, Buchungsfehler, Regentage & andere Wetterkapriolen und weitere Nebensächlichkeiten, kommen eben vor - that´s life!
  • and last but not least... wir in unserer Urlaubsplanung, all das nicht einkalkuliert haben!

Und jetzt...

  • haben wir endgültig keine Energiereserven mehr, unser physiologisches und psychisches System bricht zusammen...
  • wir kränkeln, die körperliche Befindlichkeit lässt zu wünschen übrig...
  • wir regen uns über jede Kleinigkeit auf, wir sind gereizt & streitlustig, es reicht auf allen Ebenen, jedes Gefühl in uns will ausbrechen...
  • reicht es auch unseren Lieben, auch sie befinden sich im selben Gefühlschaos...
  • registrieren wir, dass der Urlaub nicht den ersehnten Erfolg erzielt hat...
  • sind wir hoffnungslos enttäuscht...
  • schleppen wir uns energielos wieder nach Hause und in die Arbeit...
  • sind wir definitiv urlaubsreif...

Was können wir tun, damit es anders läuft?

Die Antwort ist erstaunlich einfach. Wenn wir wieder lernen im Einklang mit unserer Physiologie zu leben, kann uns der Urlaub wieder das schenken, was wir uns wünschen - Freude & Entspannung, Erholung & Genuss!

 

Unser Körper braucht die Abwechslung zwischen Anspannung und Entspannung und zwar täglich und das ganze Jahr über, damit er sich auch im Urlaub entspannen kann!

  • Gönnen Sie sich täglich etwas Entspannung: ein warmes Bad, einen Spaziergang im Grünen, ein philosophisches Telefonat mit Freunden, Kuscheln mit den Kindern, dem Partner / der Partnerin, den Haustieren,  etc.
  • Gönnen Sie sich ausreichend Schlaf und Bewegung: dabei werden Stresshormone abgebaut und Ihre Zellen können regenerieren.
  • Gönnen Sie sich Zeiten, in denen Sie nichts vorhaben und einfach nur vor sich "hinbummeln" können, in Ihrem Tempo, nach Ihren Bedürfnissen. Termin und To do-Druck - auch Freizeitstress - haben nichts mit Entspannung zu tun.
  • Gönnen Sie sich Auszeiten von Ihren elektronischen Geräten: jede Aktivität in sozialen Medien, jede Internetrecherche aktiviert den Sympathikus.
  • Gönnen Sie sich alle paar Wochen kleine Ausflüge, und verlängerte Wochenenden, in denen Sie sich aus dem Alltag entfernen.
  • Planen Sie Ihren Urlaub so, dass Sie genügend Freiräume haben. Üben Sie einfach nur zu sein! Dabei regenerieren wir am meisten. Niemand kann alles sehen oder muss alles gesehen haben.
  • Lassen Sie gedankliche Spielräume offen, damit Sie nach Bedürfnissen umdisponieren können oder Unvorhersehbares einbauen können.
  • Üben Sie im hier und jetzt zu sein, und das zu genießen was jetzt ist! Wenn wir in Gedanken schon bei den nächsten Terminen, Problemen oder in der Zukunft sind, kommt uns das Jetzt abhanden und wir haben das Gefühl, dass die Zeit unglaublich schnell vorbeizieht. Kleinkinder haben das Problem noch nicht - lernen wir von Ihnen!

 

Noch nie ist mir ein perfekter Urlaub gelungen,

stattdessen habe ich meistens freudvoll erlebt & gelebt!

 

In diesem Sinne schließe ich dieses Mal mit 2 Zitaten:

 

"Urlaub kommt von erlauben: man erlaubt sich zu träumen,

und man träumt von dem, was man sich erlauben kann."

(Gerhard Uhlenbruck)

 

"Urlaub beginnt dann,

wenn der Fuß im Meer und das Herz im Himmel baumelt."

(Ruth W. Lingenfelser)

 

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